No. 15: Passiv vs aktiv

von Thomas Freiberger

Passive Fonds schlagen aktiv gemanagte Fonds in jeder Marktphase

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„Nach Abzug aller Kosten entwickeln sich passive Fonds besser als aktive“, rechnete Wirtschaftsnobelpreisträger William F. Sharpe vor (1). Das gilt für jede Phase an den Finanzmärkten – egal ob Kurse steigen oder fallen.

Die wissenschaftliche Forschung ist eindeutig:

Die richtige Auswahl der zugrundeliegenden Aktien und des richtigen Zeitpunkts des Aus- und Einstiegs ist dem Glück und Zufall geschuldet. Ein Können aktiver Fondsmanager sei statistisch vom Zufall nicht unterscheidbar, folgert ein anderer Nobelpreisträger, Gene Fama, nach der Studie von 3.156 aktiven Fonds im Zeitraum von 1984 bis 2006 (2).

Dennoch hält sich hartnäckig ein Mythos:

Prognosefreies Investieren mit passiven Investmentfonds, die nur den Markt abbilden, funktioniere schlechter bei fallenden Aktienmärkten, weil der Anleger dem Markt hilflos nach unten folgen muss. Ein aktiver Portfoliomanager hingegen könne durch eine frühzeitige Erhöhung des Anteils an Renten oder defensiven Aktien gegensteuern.

Warum stimmt das nicht?

Im Jahr 2008 der Finanzkrise, das in den USA gleichzeitig das schlechteste Börsenjahr seit 1932 war, erlitten Anleger mit einem passiven Investmentfonds auf den US-amerikanischen Aktienmarkt, wie dem DFA Dimensional US Core Equity 1 Portfolio (DFEOX, Gesamtkostenquote 0,19% p.a.), einen Verlust von 36,5 Prozent. Aktiv gemanagte Investmentfonds verzeichneten mit 39,8 Prozent aber ein noch höheres Minus. Ein ähnliches Bild ergab der deutsche Aktienmarkt.

Dabei handelte es sich keineswegs um eine Ausnahmeerscheinung.

Zwischen 1970 und 2007 fanden elf Bärenmärkte in den USA und Westeuropa, sprich längere Phasen fallender Kurse, statt. Dies ergab eine Untersuchung der Fondsgesellschaft Vanguard (3). In sechs der elf Fälle schnitten aktive Fonds schlechter als der breite Markt ab. Und die Investmentfonds, die ihre passiven Pendants in einer Bärenphase schlagen konnten, waren kaum mehr in der Lage, diesen Erfolg im darauffolgenden Bärenmarkt zu wiederholen.

"Passives Ausharren im Markt ist dauerhaft die Gewinnerstrategie!"

Anleger ernten den Erfolg ihres Wertpapierportfolios nicht gemächlich über die Zeit. Stattdessen ist der Erfolg das Ergebnis von unvorhersehbaren Krisen und Euphorie. Diese Ereignisse finden an wenigen Tagen statt. Von 2001 bis 2011 hätte eine 100% Investition in den Stoxx Global Market Index, ca. 2.500 Handelstage, eine jährliche Rendite von 5,03% erzielt. Durch  Verpassen der 5 oder 10 besten Tage wäre die jährliche Rendite auf 1,35 bzw. -1,50% gefallen. Diese Tage stellten nur 0,20% bzw. 0,40% aller Handelstage dar. Die Gefahr ist groß, nicht im Markt zu sein, wenn eine positive Bewegung stattfindet.

Erfahrungsgemäß steigen aktive Fondsmanager zu spät aus und zu spät wieder ein. Damit verpassen sie einerseits schon gelaufene Kursanstiege.

Was sich aber noch drastischer auf die Entwicklung der Fonds auswirkt: Die regelmäßigen Ein- und Ausstiege, auch Market Timing genannt, verursachen Kosten und Steuern, die die Rendite schmälern. Die Summe der Kosten kann pro Jahr um bis zu fünf Prozentpunkte höher ausfallen als bei passiven Investmentfonds. Genau um diese Kosten sind die kostengünstigen passiven Fonds den aktiv gemanagten Fonds überlegen.

"Privatanleger sollten einen wissenschaftlich prognosefreien Investmentansatz verfolgen, denn dieser funktioniert in jeder Marktphase!"

Wir empfehlen:

Aus diesem Grund sollten Anleger einen wissenschaftlich passiven Investmentansatz verfolgen, denn dieser funktioniert in jeder Marktphase. Ebenso sollten Sie darauf achten, eine auf Ihre Lebensverhältnisse abgestimmte finanzielle Planung zu entwickeln, um zu wissen, wie viel Aktienrisiko Sie ertragen können, wollen und brauchen. Bei der Wahl der passiven Investmentfonds sollten Sie ihr Vermögen auf verschiedene Aktien- und Rentenmärkte weltweit verteilen, um so die Schwankungen im Depot zu verringern.

 

Literaturhinweise:

(1) Sharpe, William F., Nobel Prize in Economics 1990: The Arithmetic of Active Management, The Financial Analysts‘ Journal, Januar/Februar 1991

(2) Fama, Eugene F., French, Kenneth R.: Luck versus Skill in the Cross-Section of Mutual Fund Returns, The Journal of Finance, October 2010

(3) Philips, Christopher: The Active-Passive Debate: Bear Market Performance, Vanguard Investment Counseling & Research, 2008

 

Datum der ersten Veröffentlichung: 25.02.2014

Datum der Aktualisierung: 17.06.2014

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