No. 3: Investmentphilosophie

von Thomas Freiberger

Prognosefreier Investmentansatz

Investmentphilosohie_Weltportfolio
 
1. Wertpapiermärkte sind informationseffizient
 
Es geht nicht darum, ob die Schwankungen an den Wertpapiermärkten rational oder irrational, die Bewertungen zu teuer oder zu billig sind. Im Unterschied zum Kauf eines Gebrauchtwagens oder einer Eigentumswohnung sind die zukünftigen Marktbewegungen der Wertpapiermärkte zufällig. Denn aufgrund der Vielzahl der Marktteilnehmer, die weltweit handeln, beinhalten die Wertpapierkurse zu jedem Zeitpunkt alle öffentlich bekannten Informationen und sind daher nicht vorhersehbar. Folglich ist es nicht sinnvoll, Zeit und Energie damit zu vergeuden, eine nicht vorhersehbare Zukunft vorherzusagen. Dies kann sogar gefährlich sein: Falls eine Prognose nicht eintrifft, kann der Vermögensschaden groß sein. Die wichtigste Folgerung daraus ist, eben kein Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren aufgrund der täglichen/wöchentlichen Kursschwankungen (Market Timing) durchzuführen, denn diese sind meist emotional begründet.
 
2. Investieren statt spekulieren
 
Die Vermögensanlage sollte grundsätzlich in Vermögensgegenstände erfolgen, die eine positive erwartete Wertschöpfungsrendite erzeugen. Diese Rendite kann aus Miete, Dividende oder Zins stammen. Wer in diese Vermögensgegenstände anlegt, investiert.
 
Wer Gegenstände nur mit der Hoffnung kauft, dass ein Dritter irgendwann in Zukunft bereit ist, mehr dafür zu bezahlen, spekuliert. Deshalb sollte man nur in viele verschiedene Immobilien, Aktien und festverzinsliche Wertpapiere investieren. Kaufen Sie keine ertragslosen Gegenstände, wie Rohstoffe (Energie, Nahrungsmittel, Edelmetalle), außer Sie benötigen diese für einen Produktionsprozess. Die langfristige reale Rendite dieser Gegenstände liegt bei Null, nach Transaktionskosten ist sie oft negativ. Auch ein starker Kursanstieg von Gold in den letzten Jahren änderte nichts an den Grundmustern. Die gefährlichsten Worte in der Geldanlage sind „This time is different“. Letztlich ist es Angst, die den Preis von Gold leitet. Gold kann sowohl bei Inflation, Deflation und Geldwertstabilität real steigen. Gold kann bei Inflation, Deflation und Geldwertstabilität aber auch real fallen. Ein sehr stabiler Zusammenhang besteht nur zwischen Angst und Gold. Angst ist jedoch nicht messbar und verleitet zur Spekulation. Kaufen oder verkaufen Sie Währungen nicht aus spekulativen Gründen. Währungsbewegungen sind nicht vorhersehbar. Nur wenn gegenwärtige oder zukünftige Währungsverpflichtungen in Ihrer Privat– oder Unternehmensbilanz vorhanden sind, sollten Sie dies in Ihrem Portfolio berücksichtigen. Eine Anlage in Schweizer Franken sollten Sie beispielsweise tätigen, wenn Sie beabsichtigen, in die Schweiz zu ziehen oder eine Immobilie in der Schweiz zu kaufen.
 

"Richten Sie Ihre Anlageentscheidungen nicht an den täglichen Nachrichten aus."

3. Bei der Vermögensanlage ist man sich selbst der größte Feind
 
„The investor´s chief problem–and even his worst enemy–is likely to be him-self”, so Benjamin Graham, Lehrer von Warren Buffet Wie kann sich ein Anleger vor sich selbst am besten schützen? Machen Sie sich einfach klar, dass auch heftige Kursschwankungen nichts mit der langfristigen Rendite Ihres Portfolios zu tun haben. Stellen Sie sich vor, für Ihre Photovoltaikanlage wäre ein täglicher Börsenkurs vorhanden – dieser Börsenkurs würde auch schwanken, ihre erwartete Rendite würde sich kaum ändern. Unabhängig von Börsenschwankungen treibt das Streben nach Wohlstand die Menschen weiter zur Arbeit an. Die Marktwirtschaft ist eine sehr dynamische und erfolgreiche Kraft. Nachrichten können nur durch ständiges Wiederholen eigentlich bekannter alter Zusammenhänge verkauft werden. Die Medientrommel dröhnt abends im Wohnzimmer mit immer neuen „Neuigkeiten“. Die Zeitungen sind voll mit verschiedenen Szenarien. Im Internet kursieren wilde Geschichten. Aber halt: War da nicht was im März 2011 in Japan? Darüber wird nicht mehr berichtet, denn diese Nachricht kauft keiner mehr.
 
Ein Vorschlag: Richten Sie Ihre Anlageentscheidungen nicht an den täglichen Nachrichten aus. Medien müssen verkauft werden. Die Politik als Nachrichtengeber ist im Sommer im Urlaub. Ein Börsencrash als Alternative im Sommernachrichtenloch gefällig? Das rettet die Auflage. Ignorieren Sie dies alles einfach. Schalten Sie den Fernseher und Computer aus.
Kümmern Sie sich um die wichtigeren und schöneren Dinge des Lebens!
 
4. Erarbeiten Sie mit uns einen Investmentplan
 
Viele Anleger verschwenden zu viel ihrer kostbaren Zeit, um die Börsennachrichten zu verfolgen. Wie unter Punkt 1 schon erläutert, sind die Börsennachrichten „Schnee von gestern“ und bereits in den Börsenkursen verarbeitet. Verwenden Sie dagegen Ihre Zeit sinnvoll, um mit uns Ihre Investmentplanung zu besprechen und schriftlich zu fixieren. Es hilft vielen un-
serer Mandanten, in turbulenten Zeiten auf eine Landkarte, einen finanziellen Lebensplan, zu schauen. Ein guter Plan ist nicht von Tages-und Wochennachrichten, sondern von Ihrer individuellen Lebensplanung abhängig. Sie stehen im Mittelpunkt und nicht die Börsennachrichten!
 
5. Erinnern Sie sich an ähnliche Zeiten!
 
Ich erinnere mich selbst als Investor und Berater an viele Jahre mit heftigen Abwärtsbewegungen an den Aktienmärkten: 1982, 1987, 1990, 1997, 1998, 2001,2002, 2003, 2008.  Schwankungen an den Aktienmärkten geschahen in der Vergangenheit, geschehen in der Gegenwart und werden in der Zukunft geschehen. Schwankungen sind normal. Heftige Schwankungen der Aktienmärkte sind der Preis für eine langfristige höhere erwartete Rendite! Erwartete Rendite und Risiko gehören zusammen.
 
6. Was bestimmt den Erfolg einer Vermögensanlage?
 
Der dauerhafte Erfolg einer Vermögensanlage ist von drei wesentlichen Entscheidungen abhängig:
 
6.1 Diversifikation
Die Diversifikation eines Vermögens findet schon eine Stufe vor dem Erstellen eines Wertpapierportfolios statt. Ein Vermögen setzt sich oft aus folgenden drei Elementen zusammen:
 

 

 

"Eine vernünftige abgestimmte Mischung aus allen diesen Elementen streut die Risiken und vermeidet Klumpenrisiken."

Für den Unternehmer bedeutet dies:
Nicht das ganze Vermögen im Unternehmen bündeln, ein breit gestreutes Immobilien und vor allem ein liquides Wertpapierportfolio können Risiken des Gesamtvermögens entzerren.
 
Für einen Pensionär bedeutet dies:
Oft stehen nur noch die letzten beiden Elemente, Immobilien–und Wertpapiervermögen, zu Verfügung. Deshalb sollte ein Investmentplan defensiver gestaltet werden.
 
Für den jungen Angestellten bedeutet dies:
Die Arbeitskraft dominiert. Er kann einen höheren Aktienanteil im Portfolio besitzen.
 
Unsere Diversifikation im Wertpapierportfolio betrifft unsere Investition in Aktien und Renten (festverzinsliche Wertpapiere). Aufgrund der globalen Streuung sind unsere Aktienbestände aus ca. 11.000 Aktien allein dem allgemeinen Aktienmarktrisiko ausgesetzt. Unsere Portfolios sind aber von einzelnen Unternehmens-, Branchen-und Länderrisiken befreit. Weiterhin sind wir über unsere Aktienbestände in allen investierbaren Weltwährungen vertreten. Unsere Mandanten investieren letztlich als „Aktionäre“ in die weltweite Marktwirtschaft.
 
Der Rentenbereich unserer Portfolios hat eine einzige Aufgabe: die Schwankungen der Aktien zu dämpfen. Deshalb genießt Sicherheit im Rentenbereich höchste Priorität. Wir legen ausschließlich in Anleihen guter bis sehr guter Bonität in Deutschland ansässiger Schuldner an. Dies können Bundes-und Länderanleihen sein. Wir verwenden meist Pfandbriefe und Kommunalobligationen nach deutscher Gesetzgebung. Ein Rating interessiert weniger, das Gesetz ist entscheidend. Wir bauen eine Fälligkeitsleiter im Wege monatlicher Fälligkeiten auf; die längste Laufzeit beträgt ca. fünf Jahre. Zinsanstiege werden dadurch kostengünstig und effizient ausgeglichen. Die Anlage sollte in der Währung des Lebensmittelpunktes unseres Mandanten sein. Da die meisten unserer Anleger ihren Lebensmittelpunkt im Währungsraum Deutschland besitzen, ziehen deutsche Schuldner vor. Das schützt unsere Mandanten besser vor Änderungen in der Eurozone. Wir investieren nicht in geschlossene Beteiligungen, Private Equity, Hedge Fonds, Mischprodukte (strukturierte Produkte, Unternehmensanleihen) und Rohstoffe.
 
6.2 Allokation oder die Aufteilung zwischen Aktien und Renten
Es gibt theoretische Verfahren, die optimale Aufteilung zwischen Aktien und Renten zu finden. Diese Verfahren sind jedoch nicht robust und täuschen Genauigkeit vor. Deshalb haben wir verschiedene Simulationen durchgeführt, um Ihnen eine Praktikerregel anzubieten: Geld, das Sie innerhalb von drei Jahren benötigen, sollten nur in Festgeld oder Renten mit der geplanten Laufzeit angelegt werden. Bestehen noch drei bis fünf Jahre als sog. Mindestrestanlagehorizont, dann sollte die Aktienquote um die 20% liegen. Grundsätzlich ist eine Aktienquote von 20% gut geeignet, den realen Wert eines Vermögens bei geringen Schwankungen zu sichern. Sollten Sie ein wirklich freies Vermögen besitzen, das Sie mindestens auf eine Sicht von sieben Jahre nicht benötigen, dann kann der Aktienanteil um die 50% betragen.

"Re-Balancing trägt zur Disziplin bei!"

6.3. Diziplin
Alle schönen und guten Investmentpläne nützen nichts, wenn man sich nicht daran hält. Denn es gibt viele Gründe von seinem Plan abzuweichen: schlechte oder gute Nachrichten, ein toller Fonds, eine Aktienrakete, Staatspleiten, Gold, Schweizer Franken oder mein Nachbar bei der Grillparty mit Tipps. Viele fragen uns nach der eigentlichen Aufgabe eines Vermögensverwalters: Neben einem wissenschaftlich passiven Investmentansatz besteht die Aufgabe in dem Erstellen eines einfachen und robusten Investmentplans. Aber die eigentliche Aufgabe ist das Begleiten und Führen eines Mandanten in schlechten und guten Zeiten, fallweiser Anpassung des Investmentplanes bei wirklichen Änderungen im Leben und das Beibehalten einer gewissen Disziplin. Neurologen fanden heraus, dass die Entscheidungen in Geldanlagen letztlich vom Urgehirn des Menschen getroffen werden. In diesem Bereich werden die Urtriebe des Menschen gesteuert, Lebenserhalt, Angst und Gier. Kein Wunder also, wenn die Aktienmärkte schwanken.
 

Datum der ersten Veröffentlichung: 09.08.2011

Datum der Aktualisierung: 28.02.2014

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