No. 5: Fonds-Ratings

von Thomas Freiberger

Fonds-Ratings – Nur Sterne, sonst nichts?

Fondsratings_Sterne

 

"I own last years’s top-performing funds. Unfortunately, I bought them this year.“
Anonymes Zitat aus Swedroe, Larry: Investment Mistakes even Smart Investors make, 2012, S.58, McGrawHill
 
“What’s the best predictor of a fund’s return? It’s costs. There will always be the odd funds with a high expense ratio that puts up good returns (usually for a short period of time), but nine times out of 10 high costs will ruin a fund. We tested funds with strong past performance and high costs against those with poor past performance and low costs. Sure enough, those with low costs outperformed in the following period.”
Kinnel, Russel (Morningstar’s director of mutual fund research): Time to Clear Out the Dead Wood
 
Fonds-Ratings, die Agenturen, wie Morningstar, Lipper und S&P, durchführen, beinflussen Privatanleger in Ihren Anlageentscheidungen und Ihrer Auswahl von Investmentfonds. Ebenfalls nehmen die Ergebnisse der Agenturen einen festen Platz in der Berichterstattung vieler Anlegerzeitschriften ein. Für die Vermarktung von Publikumfonds sind sie von großer Bedeutung. Vier-oder Fünf-Sterne-Fonds verzeichnen sehr hohe Mittelzuflüsse, während Ein-, Zwei-und auch Drei-Sterne-Fonds hohe Mittelabflüsse verzeichnen. Eine Studie, die die Periode von Januar bis August 1995 untersuchte, stellte fest, daß erstaunliche 97% der Neuanlagen in Vier-oder Fünf-Sterne-Fonds flossen, während Drei–Sterne-Fonds Abflüsse verzeichneten (1). Wenn ein Fonds das erste Mal ein Fünf–Sterne- Rating erhält, verzeichnet er nach der Hochstufung Mittelzuflüsse, die 53% über den vorherigen Mittelzuflüssen lagen (2).
 
Was sagen wissenschaftliche Studien zur Bedeutung dieser Ratings über die zukünftige Entwicklung der untersuchten Investmentfonds aus? Eine Studie (3) unterzog die drei bedeutenden Gesellschaften, Morningstar, Lipper und S&P, einer tiefgehenden Analyse. Die Autoren bemängelten vor allem das Fehlen wichtiger Analysekriterien, wie das Risiko in extremen Markphasen, die Dauerhaftigkeit der Fondsperformance und die richtige Kategorisierung der einzelnen Fonds. Die Agenturen führen Ratings relativ zu einer definierten Fondsgruppe durch, was die Einstufung von der Definition der Gruppen abhängig macht. Nur 46% der Fonds waren richtig zugeordnet, 54% waren in der falschen Gruppe.

„Je älter und größer ein Fonds, desto schlechter ist sein Rating!"

Eine weitere Studie (4) stellte einen Alters-Bias beim Rating fest. Je älter und größer ein Fonds ist, desto schlechter ist sein Rating. Ein Fonds, der noch jung und klein ist und in wenige Anlageklassen investiert, besitzt eine höhe- re Erfolgschance, eine gute bis sehr gute Note zu erhalten. Sehr gut eingestufte Fonds werden zu 80% in den folgen- den 36 Monaten enttäuschen (5). Dafür gibt es verschie- dene Erklärungen. Eine Meinung war, dass der Fondsmanager nur Glück hatte und die Einstufung auf Zufall beruhte. Es kann aber auch sein, dass durch das sehr gute Rating die Mittelzuflüsse anstiegen und der Fonds seinen Investmentansatz wechseln musste. Diese Erklärung entspricht dem bereits festgestellten Alters-Bias. Der Altmeister des passiven Investierens, John Bogle, Gründer von Vanguard, erklärte dies wie folgt (6): Es gibt drei Gründe, warum die Größe eines Fonds das Erreichen herausragender Performance verhindert: Das Universum wird für den Fonds zunehmend kleiner, die Transaktionskosten steigen an und das Portfoliomanagement wird strukturierter und gruppenorientierter
 
Morningstar selbst untersuchte den Erfolg eines Ratings auf die zukünftige Performance (7). Fonds, die im Jahr 2004 fünf Sterne erhielten, erzielten bis 2007 eine um 2,83% p.a. bessere Performance als Ein-Sterne-Fonds. Morningstar erwähnte jedoch nicht, daß die Fonds, die im Jahr 2004 fünf Sterne hielten, in 2009 nur noch im Mittel 3,2 Sterne besaßen und nur 59% aller aktiv verwalteten Fonds in der Performance übertrafen. Wenn man weiß, dass alle aktiv verwalteten Fonds zwischen 2 bis 5% p.a. schlechter abschneiden als ihre Vergleichsgröße, dann ist die sog. Out-Performance im Vergleich zu einer grundsätzlich schlecht abschneidenden Fondsgruppe, nämlich der aktiven Fonds, ein schlechtes Instrument für die Fondsauswahl. Es kommt noch schlimmer: Fonds, die im Jahr 2007 fünf Sterne erhielten, schnitten in den Folgejahren schlechter als Ein-Sterne-Fonds ab.

„Eine Analysetechnik, die in den Rückspiegel schaut, versagt eben, wenn sich etwas ändert!"

Der Autor der Studie, der Researchdirektor Morningstars, Russel Kinnel, meint, dass Ratings am besten abschneiden, wenn Märkte nicht in Extreme verfallen oder die Richtung wechseln. Denn Rankings messen die vergangene Performance. Und eine Analysetechnik, die in den Rückspiegel schaut, versagt eben, wenn sich etwas ändert. Morningstar verneint, dass die Anzahl der Sterne ein Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Fonds sei. In einer Untersuchung aus dem Jahre 2010 von Morningstar „How Expense Ratios and Star Ratings Predict Success“ (8) untersucht Russel Kinnel folgendes: Läßt die Zahl der Sterne oder die Kostenbelastung eines Investmentfonds Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu? Das Ergebnis: Nicht die Zahl der Sterne, sondern die Kostenbelastung des jeweiligen Investmentfonds ist die Größe, die eine fundierte Aussage über die zukünftige Wertentwicklung eines Fonds zulässt. Denn Kosten bleiben, Performance schwindet. Je niedriger die Kosten eines Fonds sind, desto besser wird seine zukünftige Entwicklung sein. Das Sternerating spielt dabei keine Rolle.
 
Die Ergebnisse von Morningstar wurden von Vanguard bestätigt (9). Die Zahl der Sterne hat keine Aussagekraft für die zukünftige Entwicklung eines Fonds, selbst das Rating eines Fonds ist nicht dauerhaft. Die Wahrscheinlichkeit eines Fonds sein Rating in den nächsten 12 Monaten zu behalten liegt zwischen 47% für Fünf-Sterne-Fonds, 53% für Drei-Sterne-Fonds und 49% für Ein-Sterne-Fonds. Vanguard empfiehlt den Kauf kostengünstiger Indexfonds. Wozu also noch Ratings? Vielleicht um die wirklich schlechten Fonds mit einem Stern zu erkennen? Braucht man dazu teure Fondsanalysen?
 
Wir empfehlen:
 
Fondsratings geben eine Zukunftsaussage mit Blick in den Rückwärtsspiegel. Über die zukünftige Wertentwicklung kann dadurch keine Aussage getroffen werden.

„Die vergangene Performance kann heute niemand mehr kaufen!"

Ein immer funktionierender Indikator ist die Kostenbelastung eines Fonds. Die wissenschaftliche Analyse ist eindeutig: Warf ein Fonds in der Vergangenheit eine sehr gute Rendite ab, war dies die Vergangenheit und auf Glück und Zufall beruhend. Die vergangene Performance kann heute niemand mehr kaufen. Eine wesentlich bessere Vorgangsweise ist der Kauf von Fonds, die mit niedrigen Kosten verwaltet werden, so die Empfehlung von Morningstar. Die Kosten werden einerseits im Total Expense Ration (TER) offen ausgewiesen. Eine sehr bedeutende Kostengröße sind allerdings die internen, nicht offen ausgewiesenen, Kosten. Eine effiziente Handelsausführung im Fonds und eine geringe Umschlaghäufigkeit der Fondsanteile verringern diese internen Kosten. Sofern ein privater Anleger seine Anlageentscheidung ohne Hilfe eines qualifizierten unabhängigen Beraters oder Verwalters umsetzen möchte, sei auf den Kauf von kostengünstigen passiven Investmentfonds oder Exchange Traded Funds (ETF) verwiesen. Wir als unabhängiger Ver- mögensverwalter verwenden Fonds, die für institutionelle Anleger aufgelegt werden. Diese besitzen gegenüber herkömmlichen Retail-Fonds, wie ETF, die meist nur Indizes abbilden, weitere erhebliche Kostenvorteile und decken zusätzlich die systematischen Risiko-und Erfolgsfaktoren ab.

„Über die zukünftige Wertentwicklung können Fondsrating keine Aussage treffen!"

Literaturhinweise:
 
(1) Blake, Christopher R.; Morey, Matthew R.: Morningstar Ratings and Mutual Fund Performance, Journal of Financial and Quantitative Analysis, 2000
(2) Del Guercio, Diane; Tkac, Paula A.: The Effect of Morningstar Ratings on Mutual Fund Flows, University of Oregon Department of Finance, 2002
(3) Amenc, Noel; Le Sourd, Véronique: Rating the Ratings: A Critical Analysis of Fund Rating Systems, Journal of Performance Measurement 11, Nr. 4, S. 42—57, 2007,
(4) Adkisson, J.A.; Fraser, Don R.: Is There Still an Age Bias in the Morningstar Ratings?, EDHEC Risk and Asset Management Research Centre, 2004
(5) Morey, Matthew R.: The Kiss of Death: A 5-Star Morningstar Mutual Fund Rating?, Journal of Investment Management 3 Nr. 2, 2005
(6) Bogle, John C.: Nothing Fails Like Success, The Contrary Opinion Forum, Vermont, 1997
(7) Kinnel, Russel: The Star Rating at Its Best and Worst, Morningstar FundInvestor Newsletter, 2009
(8) Kinnel, Russel: How Expense Ratios and Star Ratings Predict Success, Morningstar FundInvestor Newsletter, 2010
(9) Philips, Christopher B; Kinniry, Francis M.: Mutual fund ratings and future performance, Vanguard research, 2010
 

Empfohlene Literatur zum Thema:

Swedroe, Larry E.: Investment Mistakes even Smart Investors Make, McGraw Hill, S. 58 — 59, 2012

Ferri, Richard A.: The Power of Passive Investing: More Wealth with Less Work, Wiley, S. 103—112, 2011

Datum der ersten Veröffentlichung: 09.04.2013

Datum der Aktualisierung: 28.02.2014

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