No. 1: Auswahl
von Thomas Freiberger
Auswahl eines Vermögensverwalters
Tipps für die Suche nach dem „Richtigen“
Die Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen Vermögensverwaltung sind ein Investmentansatz, der auf den Erkenntnissen der empirischen Kapitalmarktforschung beruht, sowie die Interessengleichheit zwischen dem Anleger und seinem Verwalter. Nur dann ist sichergestellt, dass der Vermögensverwalter wirklich die Interessen seiner Kunden vertritt und nicht entgegengesetzten Anreizen folgt, die zu Interessenkonflikten führen - wie zum Beispiel Provisionszahlungen.
Eine unabhängige Vermögensverwaltung, die ausschließlich auf Honorarbasis arbeitet und auf Provisionszahlungen verzichtet, bietet die Gewähr dafür, dass die Interessen des Anlegers und seiner Vermögensverwaltung gleich sind. Vor allem Bankkunden machen sich über diesen zentralen Aspekt keine bis sehr wenige Gedanken. Die meisten Kunden unterliegen der Illusion, dass eine Bank eine Beratung erbringt und diese kostenlos sei. Banken beraten nicht, sie verkaufen Produkte mit offenen und versteckten Kosten.
Ein Beispiel:
Der Vertriebsvorstand einer Bank möchte aus der Vermittlung von einem neu in die Produktpalette aufgenommenen Investmentfonds fünf Millionen Euro Ertrag erzielen. Dies geschieht durch Provisionen, die die Bank nach Käufen des Fonds von dem Produktanbieter erhält. Der Bankmitarbeiter bekommt von seinem Vorgesetzten Zielvorgaben. Das heißt: Der Mitarbeiter weiß, bis zu welchem Zeitpunkt er wie viel Kundengelder in den Fonds investiert haben muss - und wenn er diese nicht erreicht, wird er zu einem Gespräch mit dem Vorgesetzten gebeten. Die Provisionszahlungen führen häufig zu einem Auswahlverfahren, in dem nicht die Anlageziele des Mandanten, sondern die Höhe der für die Bank erzielbaren Bestandsprovisionen im Mittelpunkt stehen. Das Kundeninteresse wird den Interessen der Bank untergeordnet.
Gesetzliche Vorschriften können diese Praxis nicht verhindern. In der Zusammenarbeit mit einer unabhängigen, rein auf Honorarbasis und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeitenden Vermögensverwaltung werden diese zentralen Interessenkonflikte vermieden.
Wie jedoch finde ich so einen Vermögensverwalter? Auf was muss ich bei der Auswahl achten?
Nach unserer Erfahrung muss Ihr Vermögensverwalter für eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit in folgenden Bereichen zu Ihnen passen:
Anlagephilosophie - Die Anlagephilosophie Ihres Vermögensverwalters muss den wissenschaftlich bestätigten Erkenntnissen der modernen Kapitalmarktforschung entsprechen. Eine Einführung in diese Forschung finden Sie auf unserer Internetseite unter „Wissen“.
Keine Interessenkonflikte - Der Vermögensverwalter sollte ohne Interessenkonflikte und ausschließlich auf Honorarbasis arbeiten. Er sollte keine versteckten Provisionen von Produktanbietern erhalten und damit nichts, was ihn davon abbringen könnte, allein und ausschließlich Ihren objektiven Interessen zu dienen.
Sympathie und Vertrauen - Am besten kann der Vermögensverwalter seine Aufgabe erfüllen, wenn er Sie gut kennt. Sie werden eine enge Arbeits– und Vertrauensbeziehung zu Ihrem Vermögensverwalter aufbauen, in der es auch um wichtige persönliche Informationen über Ihre Familie und Sie handelt. Ihre Einstellung zu Geld, Träume und Ziele gehören dazu.
Wählen Sie keinen Vermögensverwalter aus, mit dem Sie solche Informationen nur ungern teilen! Sie sollten sich als Mandant des Verwalters wohlfühlen!
Zudem sollten Sie bei den Vorgesprächen mit den Vermögensverwaltern folgendes prüfen:
Fachliche Qualifikation und Fortbildung - Ein Vermögensverwalter, der einen oder mehrere fachbezogene Lehrgänge bzw. ein bankbetriebswirtschaftliches Studium absolviert hat und sich laufend fortbildet, nimmt Ausbildung und Professionalität ernst und besitzt eine gewisse Befähigung auf seinem Gebiet. Einige geläufige Titel für Finanzfachleute sind der Certified Financial Planner (CFP), Geprüfter Bankfachwirt und der Bankbetriebswirt.
Bildungsabschluss - Genau wie bei einem Stellenbewerber sollten Sie sich nach der Schul– und Universitätsausbildung und der beruflichen Ausbildung Ihres Vermögensverwalters erkundigen.
Erfahrung - Fragen Sie nach dem beruflichen Hintergrund. Sie sollten wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Aus der Karriere vor der Beratungs– und Verwaltungstätigkeit können Sie weitere Hinweise über Erfahrung und relativen Erfolg gewinnen. Sie sollten vorsichtig sein, wenn Sie einen Berater engagieren, der noch keine längere Erfahrung in der Finanzbranche vorweisen kann.
Firmenstruktur - Vermögensverwalter sind unterschiedlich organisiert. Einige arbeiten allein, andere in kleinen Büros, und einige in größeren Firmen mit mehreren Beratern und Angestellten. Jede dieser Konstellationen hat Vor– und Nachteile. Verstehen Sie die Struktur, bevor Sie ein Mandat erteilen!
Dienstleistungsspektrum - Einige Berater bieten den Schwerpunkt Vermögensverwaltung, andere eine ganze Bandbreite von wichtigen Leistungen, wie eine finanzielle Lebensplanung.
Kundenstamm - Fragen Sie den Berater mit welchen Kunden er arbeitet und wie sein idealer Mandant aussieht. Vorsicht, wenn Sie hier aus der Reihe fallen. Es ist besser, zu den anderen Mandanten zu passen. So profitieren Sie von der Erfahrung des Beraters mit ähnlich gearteten Fällen.
Ein guter Vermögensverwalter bietet Ihnen:
⇒ Eine Beratung, die sich auf die akademische Forschung stützt und nicht nur auf seiner eigenen Meinung beruht -> deshalb fordern Sie einen Investmentansatz, der auf den Erkenntnissen der empirischen Kapitalmarktforschung beruht, ein
⇒ Erstellung und laufende Begleitung Ihrer Finanzplanung
⇒ diszipliniertes Einhalten der Finanzplanung, um kostspielige Fehler wie das Markttiming, die Einzeltitelauswahl und die Renditejagd zu vermeiden
Fazit:
Wenn Sie einen Vermögensverwalter wählen, der nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und ausschließlich auf Honorarbasis arbeitet, haben sachfremde Kriterien wie z.B. hohe Bestandsprovisionen keinen Einfluss auf die Investmententscheidungen. Ganz im Gegenteil: Der Vermögensverwalter ist gemeinsam mit Ihnen bestrebt, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Denn alle Kosteneinsparungen kommen letztlich Ihrer Performance zugute. Hier schließt sich der Kreis, und es ist sichergestellt, dass das Handeln Ihres Vermögensverwalters ausschließlich Ihren Zielen verpflichtet ist.
Literaturhinweise:
(1) Larry E. Swedroe: The Quest for Alpha – The Holy Grail of Investing, Wiley
(2) Larry E. Swedroe: Theonly guide to a winning investment strategy you ́ll ever need
(3) Daniel C. Goldie, Gordon S. Murray: Die wichtigsten Antworten für Anleger
Datum der ersten Veröffentlichung: 25.02.2014
Datum der Aktualisierung: 20.09.2024
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